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Dreizehnter Bericht

Umweltprojekt

Moin meine Lieben! Jetzt melde ich mich wieder, leicht hamburgisch angehaucht, durch meinen Hamburger, Christian, der hier mit mir in meinem letzten „richtigen“ Projekt ist. Danach wiederhole ich ja nur noch Projekte oder mache ein bisschen Urlaub. Mensch Kinders die Zeit verrennt so!

So wo waren wir nun diesen Monat? Wir fuhren in die Nähe vom Corcovado Nationalpark, dem größten Nationalpark in Costa Rica. Dort kamen wir mehr oder weniger etwas umständlich mit Bus, Taxi und zum Schluss Boot in einem kleinen Ort namens Drake Bay an. Als uns das Boot am Strand abgesetzt hatte, flogen direkt über unsere Köpfe zwei große rote Aras und kurz danach kamen unsere Gastfamilien und haben uns abgeholt. Mittlerweile würde ich sagen echt liebe und nette Leute (würde aber natürlich nie den Platz meiner „echten“ Gastfamilie aus San José einnehmen), aber deutlich einfacher als meine andere Gastfamilie, sitzt fast den ganzen Tag vorm Fernseher und empfing mich nicht so warm und freudig, wie ich es schon fast aus jedem anderen Ort in Costa Rica gewohnt war.Dieser Ersteindruck beschreibt ganz gut meine Haltung zu diesem Ort: unglaublich schöne Natur und wirklich einmalig, aber nicht so herzliche, ausgelassene

und fröhliche Menschen wie sonst überall in Costa Rica. Jetzt nach einiger Kenn-lern-Zeit würde ich sagen: Sind echt wirklich ganz liebe Leute aber irgendwie vergessen sie manchmal das fröhlich sein, was bei den Ticos sonst doch eigentlich so großgeschrieben ist. Ich weiß nicht, ob das vielleicht an dem früheren Alkoholproblem lag, was ich herausbekommen hatte, welches hier vor einigen Jahren die Mehrheit hatte. Aber von dem ist zum Glück mittlerweile nicht mehr so viel zu spüren! Aber diese Gemeinschaft hat leider noch ein Problem: der Müll. Dank der Fundación Corcovado gibt es nun seit 6 Jahren eine Müllabfuhr und seit letztem Jahr wird sogar Recyclingmüll abgeholt. Leider findet man aber immer noch einigen Müll am Straßenrand oder am Strand. Leider ist es bei einzelnen Familien sogar noch verbreitet den Müll einfach zu verbrennen. Und da ist mir wieder bewusst geworden, dass so eine Umstellung einfach Zeit braucht. Das habe ich schon damals gelernt als ich mich im Rahmen meiner Abschlusspräsentation im Abitur mit Entwicklungszusammenarbeit beschäftigt habe. Mit das wichtigste ist bei solchen Projekten eine lange Laufzeit und dass man die Leute richtig an die Hand nimmt und denen das Stück für Stück immer wieder geduldig zeigt. Deswegen war mir eigentlich von vorneherein schon fast klar, dass wir in einem Monat nicht sehr viel voranbringen können. Trotzdem war ich in gewisser Weise froh dieses Projekt gemacht zu haben und somit doch irgendwie noch mal einen Einblick zu bekommen wie eine mögliche Entwicklungszusammenarbeit vor Ort aussieht. Das hat mir auf jeden Fall noch einmal gezeigt wie schwer es doch ist, die ganze Zeit unter Druck über das selbe Problem nach zu denken, wo eigentlich keiner richtig weiterweiß. Vielleicht war es auch einfach nicht mein „Traumteam“, aber so war es auf jeden Fall alles etwas schwieriger und gestaltete sich nicht immer so einfach… Letztendlich war das aber auch nicht hundertprozentige Entwicklungszusammenarbeit, es gab in unserem Team zwar eine Spanierin, die aber auch nur ausgewandert ist und wenn ich das richtig verstanden habe, wird die Zentrale in San José auch von Ticos geleitet und hat damit keine ausländischen Einflüsse oder Geldgeber, die den ganzen Kram finanzieren. Finanzieren tun die sich hauptsächlich durch den Tourismus mit verschiedenen Projekten (Weitervermitteln von Touren, …) und durch Spenden. Unteranderem deswegen ist es auch so wichtig, dass so viele von der Organisation hören und dort hatten wir Freiwillige auch angefangen. Eine französische Freiwillige hatte uns einen Tag eingewiesen und wir sind zu 3. durch das Dorf gelaufen und haben Umfragen gemacht. Den nächsten Tag sind wir schon alleine herumgelaufen und da sind dann 2 Deutsche, die seit wenigen Tagen in einer Organisation sind, im Dorf herumgelaufen und sollten nun die Organisation vorstellen und die Meinung der Menschen einfangen. Wir konnten zwar offen und fröhlich auf Menschen zugehen, aber leider hatten wir noch nicht sehr viel Hintergrundwissen, falls Fragen kamen um auf diese immer spezifisch und gezielt zu antworten.

Tia so war das eine mehr oder weniger tolle Aufgabe zum Anfang unseres Aufenthalts. Ansonsten haben wir 3 Freiwillige mal die „Kinderstunden“ übernommen, die außerdem noch anstanden. Das ist ein großer Part, was diese Organisation im Moment die ganze Zeit macht. Richtig erkannt, dass es schwer ist, Erwachsene von einer neuen Meinung zu überzeugen, geht dies bei Kindern deutlich schneller und leichter. Erwachsene sind meist mehr oder weniger besessen von ihrer Meinung, wie sie es vorher gemacht haben… „vorher hat es doch auch geklappt!“. Ja aber denen dann erst mal beizubringen, dass die Müllverbrennung oder das Vergraben ja doch nicht so die beste Idee ist, ist ziemlich schwer. Da versteh ich auch Mayra, von der Organisation mit der wir uns lange unterhalten hatten, dass sie sagt, sie hat langsam nicht mehr die Kraft dazu. Meiner Meinung nach kann jetzt trotzdem nicht mehr oder weniger aufgegeben werden. Immerhin fängt Helena, die ausgewanderte Spanierin, jetzt an die Kinder zu „erziehen“, wie man den Müll richtig entsorgen sollte. Dort haben wir auch einige Male mitgeholfen, diese Stunden zu gestalten.

Wenn das alles nicht anstand, wurde das Büro „verschönert“. Einerseits haben wir das „Recyclingcenter“ (Welches aus 4 etwas größeren Mülltonnen und deren Unterstand bestand, mehr aber auch nicht) renoviert und verschönert, andererseits haben wir Signale und Schilder bemalt, die an den Müll erinnern sollen. Ach und zusätzlich haben wir beiden Deutschen einige male noch deutsch unterrichtet an die Kinder, die wollten. Das hat mir fast mit am meisten Spaß gemacht, da wir dort mit den Kindern arbeiten konnte und wir wirklich freien Raum hatten und uns keiner immer über die Schulter geguckt hatte.

Das war ein mehr oder weniger gutes Stichwort zum Arbeitsklima dort. Letztendlich war es auch etwas unsere Schuld, da wir eigentlich immer deutsch untereinander gesprochen hatten und damit uns selbst weniger integriert hatten. Andererseits war es irgendwie ein eher tristes Klima, was vielleicht daran lag, dass hier alle nicht so fröhlich, herzlich, offen und einladend sind. Somit fiel es uns auf jeden Fall schwerer ein echtes Team zu bilden und bis wir ungefähr verstanden hatten, wohin der Hase läuft, waren auch schon 1 ½ Wochen herum. Auf Fragen haben die ganz lieb reagiert, keine Frage, aber viel mehr als eine kurze Antwort kam dann auch nicht. Ich hatte echt das Gefühl, bei einigen ist langsam die Luft heraus oder man hatte sich festgefahren, was ich eigentlich schade finde, da ich solche Projekte eigentlich immer gerne unterstütze. In diesem Falle war unserer Monat aber einfach eine zu kurze Zeit, vor allem weil wir die ersten 1 ½ Wochen ja eigentlich gar nicht nutzen konnten. Also haben wir irgendwelche Sachen angemalt oder renoviert und gebaut. Dort hieß es dann zwischendurch, die sollten schneller fertig werden, da die Chefs aus San José kommen, dann herrschte auf einmal Druck, es wurde aber natürlich trotzdem pünktlich um 3:30 Uhr den Laden zugemacht, wenn wir Freiwillige nicht einige Male gesagt hätten, dass wir dies und jenes aber noch beenden wollten und wir dann alleine noch länger bleiben konnten. Tia irgendwie kam auf mich einiges so halbherzig vor, dass uns dann auch irgendwann die Lust daran vergangen ist, etwas zu bewegen. Natürlich hat man sich auf menschlicher Ebene mehr oder weniger gut verstanden und in den Pausen wurde auch mal gescherzt, aber irgendwie funktionierte da wenig Arbeit und das fand ich leider echt Schade. Auch von mir, dass ich nicht doch länger drangeblieben bin, aber ich war halt auch irgendwie nur Freiwillige für einen Monat und mehr auch nicht.

Naja aber anstelle uns über solche Sachen aufzuregen, haben wir dafür lieber um so mehr die Natur genossen und da muss ich wirklich sagen, dass die echt unglaublich schön ist! Da muss ich direkt von einem Tagesausflug erzählen, der mich echt beeindruckt hat! Ich bin morgens um kurz vor 7 losgelaufen. Angesetzt für 2 ½ Stunden am Strand entlang, hatte

ich etwas länger gebraucht, da ich schon einmal schnell ins Meer gesprungen bin und zwischendurch immer wieder meine Kamera herausholen musste um den einen oder anderen Ara, Reiher, Eichhörnchen, Frosch oder die hundertste schöne Bucht fotografieren musste. Gegen 10 Uhr bin ich dann an einen Fluss gestoßen, wo sich ein Aussteiger hin gesiedelt hat und dort mit seiner Familie in einem kleinen Haus direkt am Strand in mitten der Natur wohnt. Dort hatte ich auch Christian getroffen, der schon etwas früher losgegangen ist, um dort am Morgen einige Zeit surfen zu können. Der freundliche Señor hat uns auch direkt einen Kaffee angeboten und hat uns seine Hütte gezeigt und uns natürlich noch einiges über die tolle Natur um sein Haus herum erzählt. Dabei hatten wir den Kaffee getrunken, der übrigens echt gut war! Nachdem wir uns noch die ganzen Ketten und Armbänder angeguckt hatten, die er die Touris anbietet, die sich gelegentlich mal hierhin verlaufen, haben wir uns langsam auf den Rückweg gemacht. Auf dem Rückweg sind uns echt ein paar

verrückte Sachen passiert: als wir an einen Strand kamen, sah es auf den ersten Blick so aus, dass der ganze Strand übersäht von kleinen Steinen wäre. Im nächsten Moment fingen aber auf einmal an sich die ganzen Steinchen zu bewegen! Sie machten uns eine Art Gasse und neben uns kamen sie dann wieder zur Ruhe, das sah so verrückt aus! Aber als wir uns die genauer anguckten, sahen wir natürlich, dass es

keine laufenden Steinchen waren, sondern eine unglaubliche Vielzahl an Einsiedlerkrebsen, die mit ihrer winzigen Muschel auf dem Rücken sehr einem Stein ähnelten.

Kurz darauf hatten wir die Möglichkeit einen Brüllaffen zwischen den ganzen Bäumen zu sehen. Als wir vielleicht 10 Minuten weiter gingen, drehten wir uns um, da auf einmal etwas in den Bäumen raschelte. Wir suchten nach Tieren in den Bäumen und fanden ein junges Kapuzineräffchen. Als wir uns fragen wollten, wo denn wohl seine Gruppe sei, sahen wir auf dem Weg 15 Meter vor uns ein dickes Kapuzinermännchen sitzen, welches uns musternd anschaute. Wir, erschrocken und sprachlos und mit Kamera und einer Mango in der Hand, konnten nicht glauben, als dieses Männchen mit offenem Mund und seinen kleinen spitzen Zähnchen bis auf einen Meter auf uns zu gerannt kam! Mit Angst um unsere Sachen aber auch mit Respekt vor Angriffen von Wildtieren, verstauten wir schnell unsere ganzen Sachen. Kurz darauf verstanden wir aber das angriffslustige Männchen. Ihm folgte eine Kapuzinermutter mit einem ganz kleinen Baby auf dem Rücken! Wir gingen ein Stück zur Seite und guckten der Gruppe, bestimmt von 12

Kapuzineräffchen, beim Spielen zu. Es ist so interessant den Affen zuzugucken, im Gegensatz zu den Brüllaffen bewegen sich die Kapuzineräffchen nämlich deutlich schneller und beweisen sich als geschicklicher. Nach einiger Zeit zugucken, gingen wir dann irgendwann weiter und suchten uns eine der schönsten der vielen Buchten aus um Baden zu gehen. Gerade als wir in das türkise Wasser gingen und ich meinen Blick über den dunklen Sand, darüber dem satten Grün der riesigen Bäume bis hin zum hellblauen Himmel schweifen ließ, entdeckten wir im obersten Teil der Baumkrone die dritte von den vier Affenarten, die es in Costa Rica gibt: Klammeraffen. Das sind mit Abstand die größten Affen in Costa Rica und die am seltensten vorkommenden. Nicht nur deswegen war ich so erfreut die zu sehen, auch weil ich unglaublich finde, wie die sich bewegen: mit ihren superlangen Armen und Beinen hangeln sie sich gekonnt von einem Ast zum anderen.

Zwischendurch wird eine Pause eingelegt, mit dem Schwanzende sich am Ast festgehalten, dass man auch schön beide Hände frei hat um sich die richtigen Blätter heraus zu suchen oder die Mandeln mit den Fingern aus dem Gehäuse zu entfernen. Nachdem wir denen noch einige Zeit zu geguckt hatten, längere Zeit im Wasser verbracht hatten und auch schon unser mitgebrachtes Mittagessen aßen, wurden wir irgendwann fast von der kommenden Flut überrascht und nach fast 2 ½ Stunden unsere schöne Bucht verlassen hatten und haben den Nachhauseweg angetreten.

Neben anderen schönen Touren wie zum Beispiel mit einem Katamaran zu einer Halbinsel oder weiteren Spaziergängen durch die Natur, hat mich die Tour durch den echten eigentlichen Corcovado Nationalpark noch sehr impressioniert. Wo wir nämlich unteranderem Tapire, die schwersten Landsäugetiere Lateinamerikas gesehen haben oder Vögel gesehen und gehört haben, von denen ich vorher nicht mal ansatzweise wusste, dass sie existieren. Zum Beispiel eine große Vogelart, die so tiefe und

basslastige Töne macht, dass einige Schwierigkeiten haben, sie zu hören. Außerdem glaubt ihr nicht was wir noch gesehen haben: die vierte Affenart von vier in Costa Rica, die uns auf unserem Spaziergang noch gefehlt hatte: das Totenkopfäffchen. Nun habe ich alle vier Affenarten von Costa Rica in freier Wildbahn gesehen! Worüber ich mich außerdem sehr gefreut hatte in freier Wildbahn zu sehen, war der Tamandua Ameisenbär, um den ich mich schon so gerne in der Tierauffangstation in Puerto Viejo gekümmert hatte! Um damit nur die mir interessantesten Tiere aufzuzählen. Wir haben natürlich noch Kolibris, Nasenbären, Heuschrecken in XXL Dimension und vieles mehr gesehen, aber wenn ich das alles aufzählen würde, wäre ich vielleicht morgen noch nicht fertig! 😉

Deswegen verschone ich euch davon, freue mich euch wieder einen kleinen Einblick aus meiner wunderbaren Welt zeigen zu können und verabschiede mich damit wieder! Ich hoffe, euch geht es gut und wenn es Probleme gibt, ihr euch auch einfach an anderen schönen Sachen erfreuen könnt; zum Beispiel, dass nun ja auch in Deutschland der Sommer einsetzt! Da bin ich ja übrigens echt froh, dass ich diesen Winter ausgesetzt habe! Ich friere hier schon bei 18 Grad und langsam frage ich mich wie ich den kommenden Winter wieder in Deutschland überstehen soll… aber bis dahin habe ich ja zum Glück noch etwas Zeit! Also nun: Alles Liebe und alles Gute nach Deutschland und Tschüss!

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