Elfter Bericht
Praktikum Grundschule
Meine Güte! Schon wieder ist für mich fast ein Monat herum, ich kann es gar nicht glauben! Ich glaube manchmal, dass ich eines Morgens aufwache und dann auf einmal schon wieder in Deutschland bin! Die letzten Tage habe ich wieder so genossen, dass ich gar nicht gemerkt habe, wie die Zeit verrannte. Und ich habe die Tage wirklich genossen, so, dass ich mich erst einmal wieder fragen und echt lange überlegen musste, wieso ich denn die Tage davor nicht so zufrieden war? „Stimmt, ich war krank, aber ich war doch nicht nur deswegen nicht so gut drauf, was war denn noch?“ … „Ach ja, da war ja noch eine andere Sache!“ Aber dazu gleich! Auf jeden Fall zeigen mir diese Gedanken, dass ich echt geschafft habe, mir von der Kultur abzugucken im „Jetzt“ zu leben und nicht über die Gedanken von gestern nachzudenken. Und ich sage euch, man lebt so viel glücklicher!
Ich muss aber auch sagen, wenn man erstmal angekommen ist, kann man an diesem Ort eigentlich auch nicht schlecht gelaunt sein! Mit fast jeden Tag Sonnenschein, dem unglaublich blauen Meer direkt gegenüber, diese unglaublich grüne Natur, wo man überall die buntesten Vögel und Schmetterlinge herumfliegen sieht und überall nette Leute, die man mittlerweile alle schon kennt und man sich gegenseitig immer freudig begrüßt, wenn man einander trifft. Die ganzen Sachen laden schnell ein die gute Laune wiederzufinden und einfach das Leben zu genießen!
Aber wie meine liebe Oma so schön formuliert hat, selbst das schönste Paradies hat dunkle Seiten. Aber ich glaube, ich fang erstmal an über mein Projekt dieses Monats zu erzählen. Ich habe ja diesen Monat in einer Grundschule ausgeholfen, geplant als Assistent Lehrer für den Englischunterricht der 4. Bis 6. Klasse. Das habe ich auch die ersten Tage getan und konnte sogar auch einige Zeit selbst unterrichten oder hatte einige male ein Schüler zur „Englischnachhilfe“. Bis Donnerstag ging das so, Donnerstag und Freitag haben die 4. Bis 6. Klassen kein Englischunterricht und deswegen habe ich mir mal den Unterricht der ersten Klasse angeguckt und aufgrund meines guten Spanisch konnte ich auch da sehr gut aushelfen. Die kleinen Kinder kamen schon am ersten Tag so neugierig auf mich zu gerannt und ich habe die so ins Herz geschlossen, dass es aus einem Tag aushelfen schnell die ganze Zeit wurde. 😊 Erstmal allgemein, die erste Klasse hatte 3 Schüler, insgesamt, die ganze Schule war sehr klein, die größte Klasse war die 2. Mit 9 Schülern. Kaum vorstellbar in Deutschland! Aber dadurch war auch alles sehr familiär und nett! Außerdem hatte die Schule trotzdem natürlich eine Kantine (wo natürlich von unserer super lieben Köchin alles selbst gekocht wurde und echt super lecker war!) und wir hatten sogar ein kleines Theater! Und die Besonderheit in dieser Schule, die man ja auch in Puerto Viejo spürt, ist, dass Kinder aus aller Welt hier zur Schule gehen und das spürte ich auch in der ersten Klasse, die ich dann zusammen mit einer auch noch eher jüngeren Lehrerin, „Profe Luna“ unterrichtete. Eines der Kinder kam nämlich mit den Eltern von den Philippinen und sprach deswegen nur Englisch …Als ich ankam, jetzt versteht er echt schon unglaublich viel auf Spanisch und fängt sogar schon an mehr und mehr Spanisch zu sprechen. Echt unglaublich, wie schnell Kinder lernen können! Also wie ihr euch vorstellen könnt, habe ich mich hauptsächlich um ihn gekümmert, aber als andere Lehrer ausgefallen sind und Profe Luna dort einspringen musste, hat sie mir dankbar alle 3 Kinder überlassen. Und nach einer kurzen Eingewöhnungszeit haben wir uns echt gut verstanden! 😊 Das schönste war für mich, als Jabbar, der erst kein Spanisch konnte und dadurch es anfangs etwas schwerer hatte Anschluss zu finden und die meiste Zeit gelangweilt im Unterricht saß und die ersten Tage fragte, wann es endlich „Time to go home“ ist und an dem Tag, wo ich die Klasse alleine hatte zum ersten Mal sagte, dass er noch nicht nach Hause möchte. Das ging so weit bis er am Ende vor den Ferien sogar sagte, dass er seine Schule und die Klasse und alles hier liebt! Das sind so kleine Momente, die mich und Luna, die sich im Laufe der Zeit fast zu einer guten Freundin entwickelt hat, so glücklich gemacht hat und uns die Bestätigung gab, dass er sich wohl zu fühlen scheint! Auch wenn Luna selbst noch jünger war, wusste sie echt wie man kleine Kinder lehrt und ich konnte einiges von ihr lernen und sie hat mir einiges gezeigt.
Zum Beispiel hat sie mir gezeigt, dass Kinder deutlich besser durch anwenden lernen. Als wir Jabbar erklärten was „dicht“ und „weit weg“ auf Spanisch heißt, hat sie es nicht einfach auf Englisch gesagt, sondern ihn von sich weggeschoben und sagte ganz klar und deutlich „lejo“ und hat ihn danach ganz dicht an sich herangeholt und sagte „cerca“. Das hat sie einige male wiederholt und kurz darauf hat er es begriffen, konnte es in der folgenden Übung anwenden und wusste es auch noch am nächsten Tag! Das ist nur ein Beispiel und dadurch hat er so schnell gelernt, was mich echt beeindruckt hat! Übrigens haben Luna und ich ihm und den anderen Kindern mal beim Spielen zugeguckt und haben da beobachtet, dass er einige Wörter aufgefasst hat, die wir ihm nicht zugetraut hatten …unter anderem auch Schimpfwörter! 😉 Also ihr könnt sicher sein, wir haben die ihm nicht gelehrt!! Als wir das gehört hatten, guckten wir beide uns an und mussten einfach nur loslachen!
Nachdem „meine Jungs“ weg waren, habe ich auch immer mehr mit den anderen Leuten von hier gemacht und mich auf die „eingelassen“. Als aber kurz nach meinen Jungs noch gute Freunde, die ich auch aus dem Jaguar Rescue Center kannte, gingen, hatte ich wohl fast Angst wieder in so ein Tief zu fallen, wie anfangs. Was dazukam und mich anfangs wieder etwas einschüchterte, war, sobald ich wieder ohne meine „männliche Begleitung“ unterwegs war, nahm die „Belästigung durch Männer“ wieder deutlich zu. Es fing leider schon an, an einem eigentlich sonst wirklich sehr schönen Wochenende, wo ich mich mit meinem costa-ricanischen besten Freund, damals aus San José, in dem Nachbarort Cahuita von Puerto Viejo traf. Dort lebt seine Mutter und dort
haben wir uns getroffen. Sie selbst ist, wie ihr Sohn, eine unglaublich Nette und Herzliche und eine Frau, wie wir uns sie aus der Karibik vorstellen: etwas kräftiger gebaut, unglaublich dunkler Hautteint und dazu bunte auffällige Kleidung und dicke schwarze Haare, die auf ihrem Kopf mit unglaublich viel buntem Haarschmuck hübsch platziert sind. Zusammen waren wir unteranderem im bekannten Cahuita Nationalpark, der wirklich sehr schön ist und zurecht als sehr schön gilt. Leider habe ich an dem Wochenende auch gespürt, dass ich für meinen besten Freund hier nicht nur gleiches bin, sondern er sich vielleicht mehr erhofft. Wohl noch etwas eingeschüchtert dadurch und dass ich das erste Mal ohne feste Gruppe zurück in Puerto Viejo feiern war und meine Freunde beim Feiern erst traf, spürte ich eine nach der anderen männlichen Hand an meinem Körper, die mich, das weiß ich schon (!!!) 😉 … nicht nur zum Tanzen einlädt. Folgenden Tag fuhr ich mit meinem Fahrrad zum Strand und ein Mann, der einige Häuser neben uns wohnt und nicht unbedingt so vertrauenswürdig ist, kam mir entgegen und grüßte mich anhauchend mit „Hola Mamasita, mi guapa te quiero, cómo estas?“ Ihr könnt euch wahrscheinlich vorstellen, wie das gemeint ist. Von dem einfachen Hinterherpfeifen auf der Straße spreche ich nicht, das blende ich schon meistens aus. Letztendlich war die Aktion von dem Fast-Nachbar zwar eklig, störte mich aber nicht länger. Als ich nachmittags dann mit meinem Fahrrad in Stadt fuhr (ich hatte normale Klamotten an!!) und mich ein Motorrad überholte und während des Fahrens mir auf den Arsch haute und mir „Wuhuuu Mamasita!“ hinterherrief, ist mir echt der Kragen geplatzt! Im ersten Moment war ich einfach nur geschockt, kurz danach konnte ich nicht glauben, dass das wirklich passiert ist und als ich es Freunden erzählte, musste ich selbst über diese dreiste Aktion lachen. Mittlerweile finde ich es traurig, wie viele Männer ihr kleines Gehirn wohl deutlich weiter unten platziert haben, als es normalerweise platziert sein müsste. Meiner Meinung zeigt das von schlechter Selbstkontrolle, Mangel an Empathie und schlechter Bildung. Mit dem Thema habe ich mich auch schon vor einiger Zeit beschäftigt und hätte auch dazu wieder ein Buchtipp und zwar „Wüstenblume“ von Waris Deerie. Ein Grund mehr für mich für die Entwicklungshilfe etwas zu tun und in Bildung zu investieren!
Zu meinem großen Glück wurde ich dann auch noch krank… also hatte wohl „Würmer oder Parasiten“ in meinem Bauch und dementsprechend übel war mir und schlapp war ich auch, sogar so, dass ich einen Tag zuhause geblieben bin, was bei mir echt selten vorkommt! Letztendlich hört sich das alles aber deutlich schlimmer an, als es ist und ich konnte sehr schnell wie lachen! 😊 …welches ich mir auch hier übrigens fast zum Namen gemacht habe und als „Freiwillige, die fast immer fröhlich ist“ gelte 😊.
Übrigens habe ich mit Luna einige Tage später über meine Erfahrungen mit Männern gesprochen und sie hat mir als Lateinamerikanern einige Tipps gegeben, die ich nun versuche anzuwenden. Sie meint, das Beste wäre, die Männer durch schlagfertige Sprüche zur „Vernunft zu rufen“. Durch meine Nichtschlagfertigkeit fällt mir sowas aber unglaublich schwer! Hahaha aber sie meinte es würde manchmal schon helfen etwas selbstbewusster (in die richtige Richtung) aufzutreten und seitdem ist mir auch nichts mehr passiert! Tja mal gucken, ob das so weiter klappt! 😉
Wieder zurück bei meiner Arbeit in der Schule hatte ich einen sehr schönen letzten Freitag als Abschluss. Es war der letzte Freitag vor den Ferien und es
wurde der „Sportsday“ zelebriert. Es wurden Sporttrainer aus der Gegend eingeladen und haben den Kindern verschiedene Sportarten gezeigt mit natürlich direkt praktischer Anwendung! 😉 Erst wurde mit Ballsportarten angefangen, dann ging es über Yoga zu Taekwondo und Fechten. Nebenbei hatten Eltern Kuchen gebacken und die Schule hatte typische costa-ricanische herzhafte Gerichte beigesteuert, die dann den Tag über verkauft wurden. Alles in allem war es ein wunderschöner und gelungener Tag, der glaube ich sowohl Lehrern als auch Schülern Spaß gemacht hat.
Meine letzte Woche in Puerto Viejo musste ich nicht arbeiten, da „Semana Santa“ war und damit Ferien waren. Semana Santa heißt übersetzt „Heilige Woche“ und gefeiert wird, anstelle von unserem Ostern, die letzte Woche, die Jesus damals lebte. Anders aber als wie ich das aus Deutschland gewöhnt bin, kann man hier gar keine Ostereier oder andere spezielle typische Süßigkeiten oder ähnliches kaufen. Abgesehen davon, dass alle frei haben, habe ich aber nicht gemerkt, ob irgendwelche spezielle Traditionen in dieser Woche ausgeführt werden. Wäre ich in meiner Gastfamilie in San José, hätte ich das vielleicht mehr mitbekommen. Ich habe aber diese Woche genutzt um noch einmal den Strand, das tolle Wetter und Puerto Viejo zu genießen und war auch einige Tage wieder im Jaguar Rescue Center aushelfen. Da ich mich im Laufe der Zeit immer besser mit den „Einheimischen“ (die teils ja auch zugewandert sind) angefreundet habe, hat es mir echt Spaß gemacht auch wieder mit denen zusammen zu arbeiten. Die haben mich so lieb aufgenommen und wir haben so viel Spaß zusammen gehabt, dass es mir echt wieder schwer fallen wird, Abschied zunehmen. Aber erstmal wird noch einmal zusammen gefeiert und der immer sehr lustige Karaoke Abend steht noch vor der Tür! Ansonsten haben wir ein paar mal noch mit unseren Hostelbesitzern zusammen gegessen, gegrillt oder ich habe für alle Empanadas gemacht. Die Familie und vor allem auch ihre 10 jährige Tochter sind mir auch so ans Herz gewachsen, weil sie mich manchmal fast wie eine weitere Tochter aufgenommen haben, dass ich auch wegen denen sehr gerne wieder zurück komme!
Tja so neigt sich der nächste Monat wieder zum Ende, in dem ich deutlich selbstständiger sein musste als in der sonstigen Zeit, wo ich immer irgendwie Gastfamillie oder andere enge Bezugspersonen um mich herum hatte. Dadurch war ich noch anderen Aufgaben gestellt, andere Probleme mit denen ich fertig werden musste, aber an denen ich auch gewachsen bin. Somit ging wieder eine sehr schöne Zeit zu Ende, ich will nicht sagen die Schönste, da jede Zeit auf seine Art und Weise unglaublich schön war, aber ich habe sie insgesamt schon sehr genossen und freue mich über die neuen Erfahrungen die ich machen konnte!