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Zehnter Bericht

Tierauffangstation Jaguar Rescue Center

Mensch ihr Lieben! Jetzt muss ich erstmal durchatmen, denn in der letzten Zeit ist ganz schön viel passiert. Es tut mir erst mal ganz doll leid, dass die Berichte so in Verzug waren, das lag einerseits am schlechten und überlasteten Internet hier, andererseits … naja, dass ich auch echt viel vorhatte und irgendwie die Zeit so verrannt ist. Aber das ist ja eigentlich ein gutes Zeichen, also gibt es jetzt wieder ein positives Lebenszeichen von mir! 😉

Aber wenn ich mich jetzt an die Anfangszeit hier zurückerinnere, ist das doch schon ganz schön lange her und es ist ganz schön viel passiert! Ich bin hier in Puerto Viejo Anfang Februar bei Regen angekommen und war vorbelastet mit eigentlich nur positiven Eindrücken aus dem letzten Projekt… schon einmal schlechte Grundvoraussetzungen unvorbelastet ins neue Projekt zu starten. Was dazu kam, war, dass ich für die ersten 2 Wochen alleine in meinem Hostel war und ich in der Zeit noch mal echt gemerkt hatte, dass ich eher ein „Gesellschaftsmensch“ bin und es sich bei mir auf die Nerven schlägt, dauernd alleine zu sein. Dazu kam dann noch, dass ich anfangs einige Probleme mit meinem Fahrrad hatte, erst beim Ausleihen, dann weil immer irgendwas kaputt war. Weil das alles noch nicht genug war, ging dann natürlich auch noch mein Handy kaputt und ich musste 1 ½ Wochen auf ein neues Handy warten. Also ich würde sagen, da war das Glück nicht gerade auf meiner Seite.

So aber erstmal allgemein: Ich bin gerade in Puerto Viejo, einem kleinen Städtchen mitten in der Karibik. Ja genau Karibik, da wo alle hinwollen, deswegen ist der Ort mittlerweile auch Backpacker-Hotspot und hier trifft man hauptsächlich Touristen … und wird deswegen auch selbst als Tourist behandelt, ich meine, ich sehe ja auch nicht gerade aus wie eine Tica 😉. Damit kam ich Anfangs auch wirklich sehr schwer klar, da ich zu der Zeit schon mehr als 6 ½ Monate in Costa Rica war und mich echt nicht mehr als Touristin gefühlt hatte. So, ich weiß, ihr habt jetzt einen ziemlich schlechten Eindruck von Puerto Viejo hahaha aber ich sage euch, so schlimm ist es nicht! 😊 Es ist immer noch irgendwie ein toller Ort mitten in der Karibik mit seinem eigenen Flair, seinen vielen leckeren Restaurants, die sich später in Bars verwandeln und es nachts zu Reggae und Reggae-Ton getanzt wird, aber man von Charts bis hin zu Goa auch alles findet. Und dazu ist der Strand natürlich immer direkt gegenüber! Und mit Abends noch angenehmen 26°C kann man alles zusammen super genießen! Wenn man tagsüber dann nicht einfach den Tag am Strand genießt und sich durch die immer noch vorhandene unglaublich bunte Natur verzaubern lässt oder in einer der unzähligen Restaurants essen ist, wo übrigens auch alles zu finden ist, von typisch karibisch, was übrigens etwas anders ist, als die „typische costa-ricanische Küche“, über italienisch bis sogar hin zu Sushi, laden viele kleine nette Läden zum Stadtbummel ein. Von Kunst- und Klamottenläden im meist karibischen Stil findet man aber bis hin zu Organicfood-Läden fast alles. Und mal quatscht man mit einer sehr netten spanischen Auswanderin, die sich hier eingesiedelt hat, danach geht man in die französische Bäckerei und kramt mit dem französischen Auswanderer und Ladenbesitzer das früher gelernte Französisch wieder heraus und irgendwann stellt sich im nächsten Laden heraus, dass man ja auch einfach auf Deutsch sich unterhalten kann. 😉 In Puerto Viejo sind wirklich so viele verschiedene Kulturen vertreten und wenn man sich darauf einlässt, macht es so viel Spaß mit den ganzen Auswanderern sich zu unterhalten und sich deren Geschichte anzuhören.

So ging es dann auch im Jaguar Rescue Center weiter, also in der Tierauffangstation in der ich diesen Monat gearbeitet hatte. Erst mal ganz grob: Wir haben Tiere aufgesammelt, gerettet und sie in der Tierauffangstation gesund gepflegt, um sie später dann wieder auszuwildern. Einige von euch kennen das Center vielleicht schon aus der Costa-Rica-Dokumentation, die im ARD lief. Ja genau dort war ich! 😉 Das Center wurde selbst von einer Auswanderin aufgebaut, die früher in Barcelona im Zoo gearbeitet hat. Hier bekommt sie Hilfe aus aller Welt; Freiwillige, die sie in ihrer Arbeit unterstützen wollen. Da war wieder anfangs mein Problem, eigentlich nur „Touristen“ und vor allem viele Deutsche, aber wenn man sich dann erst mal „bewiesen“ hat und nicht nur eine der „Deutschen“ ist, wurde man dort auch sehr nett aufgenommen, man hat sich gut mit den Spaniern verstanden, aber ich habe auch Freunde und nette Leute aus Argentinien, Mexiko, Canada, Italien, Frankreich, aber natürlich auch Deutschland kennengelernt. Zusammen wurde morgens um 7:30 Uhr der Tagesplan gemacht, alles musste natürlich sauber gemacht werden, bevor um 9:30 Uhr die erste Touristenführung kam. Hauptsächlich erst dann wurde sich um alle Tiere gekümmert, gefüttert, „ausgeführt“ und ihnen Aufmerksamkeit geschenkt. Hauptsächlich hatten wir dort Faultiere, die tagsüber draußen auf dem „Faultierbaum“ sein wollten, und Affen, wo die Kleinen mit der Flasche gefüttert werden wollten und sich auf dem Gelände im Center austoben wollten. Dann gab es natürlich noch die Großen, die in den nahegelegenen Wald zum Toben wollten. Sonst gibt es dort aber auch eine Art Rehe und Wildschweine, Waschbären, Nasenbären, Pelikan und einige Arten von Vögeln bis sogar hin zu Raubkatzen. Ich muss ehrlich sagen, mein Lieblingstier war dort ein kleiner Nasenbär, mit dem man tagsüber auf die gegenübergelegene Wiese ging, um sie in den Büschen herumklettern zu lassen oder im Holz nach Ameisen suchen zu lassen. Ich meine, wie toll ist das denn schon mal: ein kleines liebes süßes Tier, das die ekligsten Tiere isst: Ameisen! Außerdem wurde sie etwas mehr als Tier behandelt, die Tiere sind ja auch immer noch Wildtiere. Das wird meiner Meinung nach manchmal bei den Affen vergessen, trotzdem ist das schon ein tolles Gefühl einen Affen auf dem Arm zu haben!

Aber es wurde auch nicht die ganze Zeit geschmust, entweder hat man in der Küche geholfen oder Blätter als Tierfutter gesammelt oder ich hatte auch einmal die Möglichkeit mit Diego, dem dort fast einzigen Tico, der aber auch eine interessante Geschichte hatte, die Tiere zu begraben, die es nicht geschafft haben. Die meisten Tiere sind nämlich entweder durch Unfälle ins Center gekommen oder bei den jüngeren Tieren, weil die Mutter gestorben ist oder sie abgestoßen haben und sie es selbst nicht alleine geschafft hätten. Da kann es bei solchen Schicksalen schon mal verkommen, dass auch der Tierarzt nichts mehr machen kann. Gegen 5 wurden dann noch die Babyaffen in den Schlaf geschaukelt und kurz nach 5 ist man dann spätestens gegangen. Mindestens 2 Mal die Woche haben sich dann aber noch abends alle zum Feiern in der einen Bar getroffen und abends ging der ganze Spaß unter den Freiwilligen weiter 😉.

Da ich in meinen ersten beiden Wochen aber noch nicht so sehr viele kannte und vor allem auch abends nicht immer alleine das Taxi bezahlen wollte, denn wir leben hier, wo es etwas ruhiger ist und man abends nicht mehr mit dem Fahrrad fahren sollte, da es zu gefährlich wäre, bin ich in meinen ersten 2 Wochen abends gar nicht draußen gewesen, habe das alles aber als „meine Jungs“ da waren nachgeholt 😉!! Mit „meinen Jungs“ meine ich Christian und Jakob, die beiden Freiwilligen, mit denen ich auch in dem Projekt mitten in den Bergen war. Die hatten vor einigen Monaten hier in Puerto Viejo schon das gleiche Projekt gemacht und wussten deshalb wie hier der Hase läuft. Jetzt sind sie hier zum „Urlaub machen“ zurückgekehrt. Da sie ja mit der gleichen Organisation wie ich hier sind, waren wir zum Glück auch alle zusammen im gleichen Hostel und ich war nicht mehr alleine. Das heißt, eigentlich leben wir hier eher in einer Art Ferienwohnung, haben unser eigenes kleines Haus und auf dem gleichen Grundstück lebt der Besitzer mit seiner Familie, ein unglaublich netter Tico, der auch mal in den USA gelebt hat, aber nach Costa Rica zurückgekehrt ist, weil er einfach das Pura Vida lebt!

Seitdem die Jungs da waren und ich endlich nicht mehr alleine war, konnte ich die Zeit richtig genießen. Letztendlich gingen die ersten 2 Wochen auch so schnell um, dass ich eigentlich nur noch die „gute Zeit“ mit den Jungs in Erinnerung habe: Das gemeinsame Feiern, am Strand entspannen, das anfangs etwas chaotische Kochen 😉 oder einfach entspannt Zeit zu verbringen.

Meine letzte Woche von den 4 Wochen Projekt im Jaguar Rescue Center habe ich dann in der Auswilderungsstation verbracht, also dort, wo die Tiere hinkommen, bevor sie wirklich wieder gesund in die Wildnis gesetzt werden. Ich war von der Zeit echt super begeistert, wahrscheinlich weil es dort deutlich ruhiger war und nicht so touristisch. Letztendlich war das auch eine Art Hotel im Dschungel und der Standard war um längen höher als ich mir das vorgestellt hatte, aber wir waren dort auch echt eine ganz coole kleine Gruppe, die sich als gutes Team entwickelte und dort die Arbeit machte, die auch wieder aus saubermachen und Tiere ausführen bestand. Ich bin zum Beispiel immer mit den Waschbären in den Wald gegangen: da ging man dann knapp 2 Stunden mit den Spazieren und, was mir so viel Spaß machte, man sah wirklich noch so viele andere Tiere, von wilden Affen und Faultieren in den Bäumen (die mittlerweile nach einer so langen Zeit in Costa Rica ja eigentlich auch nichts interessantes mehr sind 😉), sah man auch unglaublich viele Vögel, Tukane, Spechte, Papageien, um nur einzelne aufzuzählen. Nachts sahen wir Frösche, Spinnen und Schlangen aller Art… und ich muss ja ehrlich sagen, die beiden Jungs aus dem Bergdorf, meinem letzten Projekt, haben echt mein Interesse für Reptilien geweckt! Aber es gibt hier in Costa Rica auch echt unglaublich viele schöne, bunte und interessante Reptilien.

Dienstag sind wir, als immer noch Teil des Centers, natürlich feiern gegangen! (Dienstag und Samstag war immer „Muss-Tag“ zum Feiern 😉) Einige sind sogar mit dem Fahrrad dann dort hingefahren, eine Freundin, mit der ich zum Feiern gefahren bin, kam auf die tolle Idee die 1,5 km zur Hauptstraße zu laufen und dann zu trempen (per Anhalter fahren). Gesagt, getan, also haben sich 2 blonde Mädchen in der Nacht in Costa Rica mit einer kleinen Taschenlampe zu Fuß auf den Weg gemacht um erst mal aus dem „Dschungel“ zur Hauptstraße zu gelangen und sind dort dann von Ticos auf einem Pick-Up mitgenommen worden und mussten damit dann die letzten 6 km nicht laufen. … Ja ich weiß, mit die dümmste Idee, die zum Glück gut ausgegangen ist! In einem Land, wo man häufiger von Vorfällen wie Überfall, Raub, Mord oder Vergewaltigung mitbekommt. Im Nachhinein würde ich das wohl auch nicht noch einmal machen und ich bin auch sehr froh, dass es gut gegangen ist, aber irgendwie war es trotzdem eine coole Erfahrung! 😊 (Für die besorgten Gedanken meiner Familie: zurück sind wir dann aber mit „unserem“ Taxifahrer Viktor gefahren, der uns immer fährt und jedes Mal auch wirklich sicher gehen will, dass man auch gut ankommt!)

Auch wenn es mir dort in der Auswilderungsstation echt gefallen hat, bin ich Donnerstag schon wieder zurückgekommen, da einerseits man doch dort irgendwie das Gefühl hat, was im Ort zu verpassen und andererseits ich auch wieder zu „meinen Jungs“, Christian und Jakob, wollte und die Zeit mit ihnen genießen wollte, solange ich nicht alleine bin.

Um den Monat noch schön abzuschließen, waren wir 3 zusammen noch Wildwasserraften. Anfangs war ich zwar etwas nervös, ob das wirklich etwas für mich ist, aber es war echt wirklich mega super! Keiner ist aus dem Boot gefallen 😉 und es war auch keine dauerhafte starke Strömung. Außerdem war es eine geführte Tour und wir hatten echt einen super coolen Führer … und Frühstück und Mittag war inclusive! Also war das echt ein gelungener Tag, der super viel Spaß gemacht hatte und für mich ein schöner Abschluss, um mein Projekt im Center abzuschließen … und wie der Zufall so wollte, haben wir dort in einem anderen Boot einen anderen Freiwilligen aus dem Center getroffen, mit dem wir in den Pausen uns nett unterhalten konnten! Also: gelungener Tag, gelungener Abschluss, gelungener Monat in Puerto Viejo und nächstes gelungenes Freiwilligenprojekt!

Aber so richtig ist für mich die Zeit hier ja noch nicht zu ende, da ich ja einen weiteren Monat in Puerto Viejo bleibe und jetzt in der Schule als Assistent Teacher arbeite. Also auf einen weiteren schönen Monat!

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